Pressebericht

„Leben und leben helfen!”
Donnerstag, den 09. Juli 1936, № 189, 1. Beilage der „Rügenschen Post”

Der FYC Putbus und das Lauterbacher Fischerfest - Eine Erinnerung an die Gründung

Im heißen Sommer des Jahres 1925 entluden sich häufiger als gewöhnlich Gewitter über Rügen. Auch als eine Anzahl Yachten des Potsdamer Yachtclubs auf ihrer Rügenfahrt das damals noch existierende Feuerschiff „Palmer Ort” erreichte, zog ein schweres Gewitter auf und der Wind wuchs zum Sturm. Vor diesem herlaufend erreichten die Yachten Lauterbach.

In den folgenden Ruhetagen wurden von den Berliner Sportseglern nicht nur die Schönheiten dieses Kleinods Rügens entdeckt und genossen, sondern auch persönliche Beziehungen zu den Fischern aufgenommen. Man hörte von der schlechten wirtschaftlichen Lage der Fischer, von der Armut und von der Aussichtslosigkeit aus diesem drückenden Zustande herauszukommen.

Um nicht ganz untätig in diesem Elendsstrome zu schwimmen, hatte der Verein Rügenscher Berufsfischer unter Führung seines damaligen Vorsitzenden, Carl Tegge, beschlossen, ein Fischerfest zu veranstalten, um durch die Einnahmen dieses Festes die Hilfskasse etwas zu stärken. Die Vorbereitungen waren gerade im Gange. Der Hafenplatz wurde gesäubert, es wurden Girlanden gebunden und Proben zu den geplanten Vorführungen abgehalten.

Eines Nachmittags, kurz vor dem Fischerfest, kam wiederum ein starkes Gewitter auf. Ein Blitzschlag erschreckte alle in Lauterbach Anwesenden. Kurz darauf Feueralarm und Feuersäule! - Der Blitzschlag hatte den Geräteschuppen des Vereins Rügenscher Berufsfischer getroffen und mit seinem wertvollen Inhalt eingeäschert. Unter diesem ungünstigen Vorzeichen begann am folgenden Sonntage das Fischerfest.

Die nunmehr durch den Verlust ihrer Arbeitsgeräte noch mehr gesteigerte Notlage der Fischer aber wurde Gegenstand ernster Sorge und Überlegungen bei den Yachtbesitzern. Die Beratungen unter den Mitgliedern des Potsdamer Yachtclubs ließen bei Herrn Adolf Nissen, welcher zu den Teilnehmern der Rügenfahrt gehörte, den Gedanken aufkommen, einen Yachtclub zu gründen, der sich die Unterstützung der Rügenschen Fischer in der Gegend Lauterbach zur Aufgabe machen sollte. Nach erfolgter Rücksprache mit seinem Freunde Ernst Naumann, stand für die beiden Herren bald ein Plan fest, der zum Erfolg führen konnte, wenn das Fürstenhaus Putbus seine unterstützende Hand bot. Noch am Abend des Fischerfestes wurde Carl Tegge in den Plan eingeweiht und beauftragt, im Interesse der Fischer bei der Fürstin Marie zu Putbus deswegen vorstellig zu werden. Die Fürstin zu Putbus forderte kurze Zeit danach von Herrn Nissen nähere Darlegungen über die Art des gedachten wohltätigen Yachtclubs.

Herr Nissen wies in seinem Antwortschreiben darauf hin, dass der Plan nur dann Inhalt und Dauer erhalten könne, wenn die Fürstin das Protektorat über den neu zu gründenden Yachtclub übernehmen würde. Ausdrücklich wurde in seinem Schreiben betont, dass die Übernahme des Protektorates nicht mit der Hergabe von irgendwelchen Geld-Unterstützungen verbunden sein sollte. Der neue Yachtclub verpflichtete sich vielmehr, aus eigenen Mitteln, zu Händen der Frau Fürstin jährlich mindestens 1000 RM zu spenden, die in einem Fond gesammelt, zur Unterstützung bedürftiger Fischer nach Maßgabe der Fürstin verwendet werden sollten. Fürstin Marie zu Putbus willigte gerne ein, und so wurde im Spätsommer des Jahres 1925 bereits unter ihrer Schirmherrschaft der Fürstliche Yachtclub zu Putbus in Berlin gegründet.
Nun begann ein reger Verkehr zwischen Berlin und Lauterbach. Der Fürstliche Yachtclub übernahm auch, gemeinsam mit dem Verein Rügenscher Berufsfischer, die Ausgestaltung des sich seitdem alljährlich wiederholenden Lauterbacher Fischerfestes durch das Heranziehen der Pommernwoche, die Ausgestaltung von Segelregatten vor Lauterbach und Stiftung von wertvollen Sportpreisen. Lauterbach wurde von nun ab ein fester Programmpunkt in der deutschen Ostsee-Segelei, während unter der Leitung von Nissen und Naumann das Lauterbacher Fischerfest einen Ruf erlangte, der jetzt schon weit über die Grenzen der Insel hinausreicht.

Niemals aber wäre es selbst diesen hilfsbereiten Männern möglich gewesen, ihr Werk zu einem so kraftvollen, inhaltreichen zu entwickeln, wenn nicht immer wieder das Haus Putbus seine hochherzige Mitwirkung und Unterstützung dargeboten hätte.

Unvergesslich sind zum Beispiel allen Beteiligten die gastlichen Empfänge auf dem Jagdschloss Granitz und im Schloss Putbus. Nach dem Heimgang der Fürstin Marie stellte sich ihre inzwischen ebenfalls verewigte Schwester, Fürstin Asta, uneingeschränkt zur Unterstützung des Liebeswerkes zur Verfügung. Das von einem Gründungsmitglied dem Fürstlichen Yachtclub gewidmete Leitwort: „Leben und leben helfen!” ist somit bisher allseitig getreulich befolgt worden. Diesem Leitwort hat sich auch Rittmeister a.D: von Veltheim verschrieben.

In lebhafter Erinnerung sind noch die ausgezeichneten sportlichen Wettkämpfe auf dem Sportplatz zu Putbus, die anlässlich des zehnjährigen Bestehens zu Ehren des FYP unter der Schirmherrschaft des Herrn von Veltheim im Vorjahre veranstaltet wurden. Mit seiner Förderung wird das Weiterbestehen und die Fortentwicklung des Fürstlichen Yachtclubs und damit des Lauterbacher Fischerfestes gesichert bleiben.